15. August

Vertrage einer den andern und vergebet euch untereinander, wenn jemand Klage hat wider den andern; gleichwie der Herr euch vergeben hat, so auch ihr. Kolosser 3, 13

Das Unverzeihliche verzeihen

Hier ist ein Zeugnis eines Sozialarbeiters in Grenoble, Frankreich. Dieser Sozialarbeiter bringt den älterlichen Personen in einem benachteiligten Quartier die Mahlzeiten. Eines Tages hat er auf seiner Liste einen neuen Namen: Lucie F. Die erste Person, mit der er davon spricht, schaut ihn überrascht an und ruft aus: "Das ist die Heilige!" Eine andere Person bestätigt ihm dies und stellt klar: "Sie hat ihrem Schwiegersohn verziehen."

Zuletzt kommt er bei Frau Lucie an. Er findet eine würdige, zurückhaltende und ein bisschen schüchterne Dame. Ihr Lächeln ist voller Güte. Sie machen Bekanntschaft und er geht weg ohne mehr davon zu wissen. Er kommt aber jeden Tag und nach und nach gewinnen sie Vertrauen. Schliesslich spricht sie mit ihm über das Drama in ihrem Leben: ihr Schwiegersohn ist schuldig am Mord ihrer Tochter! Sie hat ihm aber verziehen, zuerst in ihrem Herzen und dann öffentlich vor dem Gericht. Sie hat Gnade für ihn verlangt. Dies ist bekannt geworden und im Quartier haben ihre Nachbarn ihr den Uebernamen die Heilige gegeben.

Woher hat sie die Kraft genommen, um zu verzeihen? Es braucht noch während mehreren Monaten tägliche Kontakte, um dieses Geheimnis zu lüften. Einmal gibt der Sozialarbeiter der Dame einen biblischen Kalender. Dann erklärt sie ihm gerührt, dass sie eine tiefgläubige Christin ist. Seit Jahren liest sie ihre Bibel, aber wie wenn es noch verboten wäre, liest sie sie im Versteck am Abend mit einer kleinen Lampe. Dies ist also ihr Geheimnis: sie kannte Jesus Christus, derjenige welcher sein Leben für sie gegeben hat, derjenige wodurch Gott ihrem Schwiegersohn verziehen hat. Jesus Christus hat ihr die Kraft gegeben, das was unverzeihlich scheint, zu verzeihen.